Meinungen zum Buch "Großfamilien-Bande"

 
 
 
 
 
 
 
 
 

 

 
 
 
 
Dr. Thomas Friedländer

Diese Kurzgeschichten: ein prächtiges Mosaik, farbenfroh und geistreich!

Die 19
Anekdoten vermitteln ein komplexes Abbild der Doppelmoral in einer afrikanischen
Großfamilie, die sich über Jahrhunderte zwar als stabile Basis eines sozialen Zusammenhalts bewährt
hat, aber heute zugleich zunehmend erodiert, bedingt durch den Einzug moderner westlicher
Einflüsse auf Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, besonders in den Großstädten. Die Autoren öffnen
dem Leser anhand klug ausgewählter Persönlichkeiten und Charaktere, ihren Beziehungen und
Dialogen den Blick dafür, wo sich bereits die mit der traditionellen Großfamilie verbundenen Werte
teilweise aufzulösen beginnen und deutliche Risse zeigen, wo Vorbehalte und Gleichgültigkeiten die
Oberhand gewinnen, wo sich die persönlichen Kontakte zu den (geographisch wie hierarchisch)
entfernteren Verwandten teilweise abschwächen, wo man die „negativen“, weil kostspieligen
Pflichten gegenüber Alten, Kranken oder sozial Schwachen nicht mehr übernimmt oder wo Frauen
durch Berufstätigkeit und Bildung nicht mehr geneigt sind, sich in die traditionellen
Geschlechterrollen zu fügen.

Um solche ergreifenden und spannenden Geschichten erzählen zu können muss man schon eine
ganze Weile in einem solchen Land gelebt haben und mit dessen sozialen Umgangsformen gut
vertraut sein. Zusätzlich gehört neben vorzüglichen Sprach- und Landeskenntnissen auch eine scharfe
Beobachtungsgabe und eigenes Erleben dazu. Das alles kann man dem Autorenpaar ohne Wenn und
Aber bescheinigen. Wohltuend ist auch ihre Sichtweise, dass kein direkter Kontrast der afrikanischen
„Großfamilie“ zur westlichen „Kleinfamilie“ konstruiert, eben keiner vereinfachten Darstellung
Vorschub geleistet wird, sondern zu erkennen bleibt, dass es unterschiedliche Familien-,
Verwandtschafts- und Haushaltsformen, keine dominierende oder überall gleiche Sozialform des
Zusammenlebens in Afrika gibt.

Am Schluss drängt sich ein wenig die Frage auf, wieviel kriminelles Potential in der afrikanischen
Großfamilie tatsächlich steckt (etwa im Vergleich zu arabischstämmigen Großfamilien bzw. Clans).
Der Rezensent empfindet es als wohltuend, dass dieser Diskurs erst gar nicht geführt wird, denn das
hätte mit Sicherheit den Rahmen des Buches gesprengt und den Leser eher verwirrt als aufgeklärt.

Im Nachwort erhält dieser deutlich mehr als nur eine Zusammenfassung oder eine
Zustandsbeschreibung. Fazit: Die (zu)treffenden Anekdoten, die das „System“ Großfamilie im Guten
wie im Schlechten bloßlegen, enthalten viel Wahrheitsgehalt und Transparenz, ein prächtiges
Mosaik, farbenfroh und geistreich! Teils mit (mitunter bitterem oder schwarzem) Humor werden an
Hand gut ausgewählter Fabeln, in denen viel Lebensweisheit steckt, wesentliche Verhaltens- und
Beziehungsmuster innerhalb der Großfamilie ohne übertriebene Verallgemeinerungen anschaulich
auf den Punkt gebracht. Im wahrsten Sinne des Wortes: Fabelhaft!



Gert Reicherdt 

Sehr informativ und kurzweilig zu lesen 

Dieses Buch, das offenbar nur als eine Bündelung der Erfahrungen beider Autoren entstehen konnte, bietet einen tiefen Einblick in die leider noch immer präsenten und in großen Teilen der zentralafrikanischen Gesellschaften dominanten Lebensrealitäten. Ohne deren Kenntnis ist es schwer eine tragfähige und realistische Entwicklungszusammenarbeit zu gestalten. Dieses Buch ist aus meiner Sicht allen zur Lektüre zu empfehlen, die in den Ländern Zentralafrikas und in großen Teilen Afrikas insgesamt mit Erfolg tätig werden wollen oder sich für Afrika interessieren. Es ist zu wünschen, dass die im Buch beschriebenen Denk- und Verhaltensweisen schrittweise zurückgedrängt werden können. Dazu bedarf es einer Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe und mit einem langen Atem, die neben den eigenen Anstrengungen der Länder helfen kann, die sozialen und ökonomischen Ursachen für solches Handeln zu überwinden.


Prof. Godula Kosack

Keine falsche Romantik!

Bei dem Begriff Großfamilie denken wir in Europa gerne nostalgisch an alte Zeiten zurück, als die Großfamilie (im Unterschied zu der heute dominanten Kleinfamilie) noch vieles regeln konnte und den ihr Angehörenden Geborgenheit bot. Dass das eine rückwärts gewandte Wunschvorstellung ist, zeigt uns die Realität in Afrika, dass nämlich solche Familienbande äußerst repressiv sind und jedes individuelle Streben unterbinden. Dies und noch viel mehr können wir dem hier vorliegenden Buch entnehmen, nämlich welche Auswüchse streng patriarchale Gesellschaften haben, die es zulassen, dass Frauen völliger Willkür von Männern ausgeliefert sind; aber auch wie Hoffnung aufkeimt, wo Frauen sich solidarisieren. Wir erhalten hier einen Einblick in gegenwärtige afrikanische Realitäten, die uns vor falscher Romantik warnen. Äußerst lesenswert!

Sabine 

Der Titel weckte bei mir die Erwartung, es ginge um Familienbeziehungen im Kongo.  Das Buch las sich schnell und kurzweilig. Interessante Fakten und Begebenheiten werden in den Geschichten vermittelt. Fast immer stehen junge Frauen im Mittelpunkt.
Den Autoren gelang ein guter Wurf.


Petra 

Hallo Faida, Vielen Dank für das Buch. Es ist sehr gut geschrieben und hat mir sehr gefallen.

Klaus

Danke, ich habe das Buch gelesen. Ich war gerührt und bestürzt.